W. R. Misterije Organizma

Dušan Makavejev | 1971 | 85 Min. | SR/de
05.01.2017 | Kulturbetrieb Royal, Bahnhofstrasse 39, 5400 Baden | 20.00 Uhr

Lange war Jugoslawien eine der innovativsten Filmnationen der Welt. Voller Talente und mit einer liberalen Kulturpolitik, auf die sogar westliche Länder neidisch sein konnten. Und mitten drin: Dušan Makavejev, einer der eigenwilligsten Köpfe des europäischen Autorenkinos, der in den 1960er-Jahren Sex und Politik in surrealistischer Form auf die Leinwand brachte.

Aber mit «W. R. Mysterjie Organizma» – einer subversiv-sinnlichen Collage aus Spiel-, Dokumentar- und Aufklärungsfilm – hatte Makavejev den Bogen überspannt. Versuchte er doch nach eigenen Aussagen mit dem Film den verkrusteten Sozialismus durch die sexuelle Revolution aufzubrechen und wiederzubeleben. International zwar gefeiert, wurde der Film in Jugoslawien schnell verboten. Makavejev wurde aus der Partei ausgeschlossen und bekam ein Berufsverbot. Als ihm auch noch eine Gefängnisstrafe drohte, floh er ins Exil in die USA.

Zusammen mit der Filmwissenschaftlerin Patricia Pfeifer nimmt «royalscandalcinema» einen orgastischen Film unter die Lupe, der noch heute die inspirierende Kraft einer grossen Utopie besitzt.

Im sozialistischen Jugoslawien ruft die junge Serbin Milena zu freier Liebe und ungezwungenem Sex auf. Ihr leidenschaftliches Verhältnis mit einem sowjetischen Eiskunstläufer soll als Vorbild für das ganze Land dienen und dem System eine Frischzellenkur verpassen. Und dazwischen: Doku-Schnipsel über den Psychologen Wilhelm Reich, sowie kurze Satirespritzer gegen den «American Way of Life» und den lustfeindlichen Kommunismus.