Salò o le 120 giornate di Sodoma

Pier Paolo Pasolini | 1975 | 113 Min. | IT/de | ab 18 Jahren
03.03.2016 | Kulturbetrieb Royal, Bahnhofstrasse 39, 5400 Baden | 20.00 Uhr

Es gibt wohl keinen Film, der die Zensurbehörden so lange beschäftigte, wie Pasolinis Salò. In Italien nach der Veröffentlichung 1975 sofort verboten, wurde der Film in Deutschland erst drei Jahre später, nach einem langwierigen juristischen Tauziehen durch den Bundesgerichtshof freigegeben. In England erfolgte die Freigabe sogar erst im Jahr 2000. Und in Zürich wurde eine Filmvorführung noch 2007 polizeilich untersagt – zu Unrecht, wie sich später herausstellte.

Dass der Film die Gemüter bis heute erregt, verwundert dabei wenig. Wird in diesem doch während zwei Stunden in ästhetischen und äusserst nüchternen Bildern gezeigt, wie mächtige Männer mit einem Lächeln auf den Lippen unschuldige Jungen und Mädchen erniedrigen, vergewaltigen, foltern und ermorden. Dabei vermengt Passolini die Buchvorlage von Marquis de Sade mit alttestamentarischen Mythen und Dantes Göttlicher Komödie. Dass er die Geschichte ins faschistische Italien verlegt, dient dabei seiner Kritik am aus seiner Sicht korrupten Kapitalismus, der Machtmissbrauch fördert und Individuen in reine Objekte verwandelt.

Darüber, ob sich die zermürbende Darstellung sadistischer Gewalt als linkes Aufklärungsmaterial eignet, möchte «royalscandalcinema» mit dem Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger diskutieren. Dieser nimmt für die Aufführung einer seiner Lieblingsfilme extra den Weg von Berlin nach Baden auf sich.

In der faschistischen Republik Salò entführen Vertreter des Regimes je acht Jungen und Mädchen in ein prunkvolles Anwesen, wo diese von Erzählerinnen in immer perversere Sexualpraktiken eingeführt und anschliessend von den ehrenwerten Männern zu deren Vergnügen erniedrigt, missbraucht und schlussendlich ermordet werden.