Je vous salue, Marie

Jean-Luc Godard | 1984 | 76 Min. | FR/de
05.12.2019 | Kulturbetrieb Royal, Bahnhofstrasse 39, 5400 Baden | 20.00 Uhr

Am 5. Dezember 2019 zeigt «royalscandalcinema» im Kulturlokal Royal Baden «Je vous salue, Marie» von Jean-Luc Godard – eine Interpretation der biblischen Geschichte von Maria und Josef in der Umgebung von Genf in den 1980er Jahren spielend. Eingeführt wird der Film durch Daria Pezzoli-Olgiati, Professorin für Religionswissenschaft an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München.

Mit seinem Film paraphrasierte Godard die biblische Geschichte der «Jungfrauengeburt» und verortete sie in seiner Gegenwart: Marie ist die Tochter eines Tankstellenwärters und spielt gerne Basketball. Sie lebt in einer Beziehung mit Joseph, der neben ihr in einer zweiten Beziehung lebt. Er hat Schwierigkeiten damit, dass Marie vorerst auf Geschlechtsverkehr verzichten möchte. Eines Tages erhält Marie Besuch durch den Erzengel Gabriel, der ihr verkündet, dass Sie das Kind Gottes in sich trage. Der Gynäkologe staunt, als er bei Marie zugleich Jungfräulichkeit und Schwangerschaft feststellt. Joseph hadert mit der Situation, fühlt sich zunächst hintergangen, nimmt das «himmlische Wunder» im Verlauf der Geschichte aber an. Ein zweiter Erzählstrang handelt von einem Professor, der sich kritisch mit der Evolutionsbiologie auseinandersetzt, den Kreationismus in den Hörsaal trägt und sich mit seiner Studentin Eva einlässt.

In konservativen katholischen Kreisen gab es grosse Proteste gegen «Je vous salue, Marie». Er wurde als gotteslästernd und obszön eingestuft und solle den christlichen Glauben verhöhnen. Am meisten Protest löste eine Nacktszene mit Marie aus. In verschiedenen Städten Frankreichs wurden Vorstellungen unterbrochen, da empörte Katholikinnen und Katholiken mit Stink- und Farbbomben warfen oder Aufführungen störten, indem sie im Kinosaal lauthals sangen und beteten. In Rom wurde der Geschäftsleiter eines Kinos verprügelt. Proteste gab es auch in Deutschland, Spanien und Griechenland. In Brasilien wurde die Aufführung des Filmes von Anfang an verboten.

Papst Johannes Paul II. stellte sich, nachdem er den Film gesehen hatte, auf die Seite der Protestierenden und erteilte ihnen den Segen: «Der Film beleidigt und entstellt die fundamentalen Lehrsätze des christlichen Glaubens und entweiht seine geistliche Bedeutung und seinen geschichtlichen Wert und verletzt zutiefst die religiösen Gefühle von Gläubigen und den Respekt für das Heilige und die Jungfrau Maria, die von Katholiken mit so viel Liebe verehrt wird und Christen so lieb ist.». Am nächsten Tag betete er gegen die Entweihung Marias.

Die Einführung wird Daria Pezzoli-Olgiati halten. Sie ist Professorin für Religionswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie hat sich in ihren zahlreichen Publikationen intensiv mit dem Verhältnis von Religionen und Medien, Visualität, Gender und Raum auseinandergesetzt – unter anderem auch mit Godards «Je vous salue, Marie».