Dogma

Kevin Smith | 1999 | 120 Min. | EN/de
09.01.2020 | Kulturbetrieb Royal, Bahnhofstrasse 39, 5400 Baden | 20.00 Uhr

Am 9. Januar 2020 zeigt «royalscandalcinema» im Kulturlokal Royal Baden «Dogma» von Kevin Smith, der sich satirisch mit den Lehraussagen der katholischen Kirche auseinandersetzt. In den Vereinigten Staaten protestierte die «Catholic League» gegen die Aufführung und demonstrierte vor den Kinos. Eingeführt wird der Film durch Martin Bürgin, Historiker und Religionswissenschaftler am Religionswissenschaftlichen Seminar der Universität Zürich und Kurator von «royalscandalcinema».

Ein römisch-katholischer Kardinal in New Jersey verspricht seinen Gläubigen einen Generalablass zur Vergebung all ihrer Sünden, wenn Sie anlässlich der Einhundertjahrfeier seiner Kirche durch deren Eingangspforte schreiten. Zwei aus dem Himmel verstossene Engel (als «halbgefallene» nicht in die Hölle, sondern nach Wisconsin verbannt) entdecken darin ein Schlupfloch, um zurück in den Himmel zu kommen: Wenn sie ihre Flügel abschneiden, menschliche Gestalt annehmen, durch das Portal treten, Absolution erlangen und anschliessend als Menschen sterben,  steht ihrer Rückkehr in den Himmel nichts mehr im Weg. Aufgrund vermuteter heilsgeschichtlicher Konsequenzen soll das durch eine bunt zusammengewürfelte Gruppe verhindert werden: Darunter Metatron, die Stimme Gottes, die letzten Nachfahrin Jesu, ein schwarzer Apostel, die Muse Serendipity sowie Kevin Smiths Kultfiguren Jay und Silent Bob als nichtsahnende Propheten. Ein verrückter Roadtrip beginnt.

Kevin Smiths Film karikiert die Dogmenlehre der römisch-katholischen Kirche. Er deutet religiöse Stoffe um und kreiert im Sinne einer Bricolage neue Mythen, verwoben in einer Vielzahl an Verweisen auf mythologische und popkulturelle Sujets. Ridikülisierend macht er das etwa, indem er den Golgathaner einführt, einen aus den Exkrementen der auf Golgatha gekreuzigten Verbrecher entstandenen Höllendämonen; theologisch gehaltvoller, indem er nach der Gestalt Gottes, seiner Abwesenheit auf Erden oder der Theodizee fragt.

Werden in Filmen religiös begründete Werte in Frage gestellt oder religiöse Motive subversiv verhandelt – sei es in religionskritischer Manier oder in Form heterodoxer Auslegung religiöser Mythen –, folgt eine Skandalisierung mit grosser Wahrscheinlichkeit.  In den USA brandmarkte die «Catholic League» den Film als «blasphemisch» und forderte einen Boykott seiner Aufführung. Gruppen von teils mehreren hundert Protestierenden versammelten sich vor den Kinos. Gegen Regisseur Kevin Smith wurden Todesdrohungen ausgesprochen. Bei einem Grossteil des Publikums war «Dogma» allerdings äussert beliebt. Der Film wurde zu einem finanziellen Erfolg. Zudem verfügt er mit Linda Fiorentino, Alanis Morisette, Alan Rickman, Ben Affleck, Matt Damon, Salma Hayek, Chris Rock und Jason Lee über eine renommierte Besetzung.

Die Einführung hält «royalscandalcinema»-Kurator Martin Bürgin. Er studierte Geschichte, Religionswissenschaft und Politikwissenschaft an der Universität Zürich und an der Humboldt Universität zu Berlin. Er arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Geschichte des Altkatholizismus und des Kulturkampfs an der Universität Bern und war Fellow des Leo Baeck Institutes für die Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums in London. Zurzeit forscht und lehrt er am Religionswissenschaftlichen Seminar der Universität Zürich. Er widmet sich seit mehreren Jahren der Erforschung von Religionskonflikten, religiösen Erinnerungskulturen und Skandalfilmen. Am Beispiel von «Dogma» wird er der Frage nachgehen, was religiöse Akteur*innen dazu treib, als Skandaltreiber*innen zu wirken und wieso Religion in der Filmgeschichte derart prominent als Skandalon verhandelt wurde – und immer noch wird.