Crash

David Cronenberg | 1996 | 100 Min. | EN/de
14.02.2019 | Kulturbetrieb Royal, Bahnhofstrasse 39, 5400 Baden | 20.00 Uhr

«royalscandalcinema» zeigt am 14. Februar 2019 im Kulturlokal Royal Baden den skandalumwitterten Film «Crash». Durch seine Darstellung der Verbindung von Autounfällen und sexueller Erregung löste der Film von David Cronenberg, welcher den gleichnamigen Roman von James Ballard als Vorlage nahm, insbesondere in seinem Produktionsland England mediale Proteststürme aus. Bernd Herzogenrath, Professor für England- und Amerikastudien an der Goethe-Universität Frankfurt, wird den kontrovers diskutierten Film einführen.

Die offene Beziehung des Filmproduzenten James Ballard und seiner Frau Catherine dient den beiden als sexuelles Stimulans ihrer eingeschlafenen Beziehung. Beide gehen Affären ein und erzählen sich anschliessend detailliert von ihren Erlebnissen, um sich gemeinsam in Stimmung zu versetzen. Auf dem Weg nach Hause hat Ballard einen Frontalzusammenstoss mit einem anderen Wagen, dessen Beifahrer stirbt, während die Fahrerin, Dr. Helen Remington, überlebt. Ihre beim Unfall entblösste Brust geht Ballard nicht mehr aus dem Kopf, die beiden treffen sich im Krankenhaus und beginnen eine Affäre miteinander. Die gemeinsame Erfahrung ihres Autounfalls entwickelt sich zu einem sexuellen Fetisch und führt zu einer Neuerkundung ihrer Sexualität. Dabei treffen sie auf eine Gruppe Gleichgesinnter, die sich durch die gemeinsame Betrachtung von Autounfällen und Crashtests oder das Nachstellen berühmter Karambolagen erregen. Als einer der Gruppe absichtlich einen Verkehrsunfall verursacht, eskaliert die Situation.

Uraufgeführt am Internationalen Filmfestival von Cannes im Jahre 1996, erhielt «Crash» den Spezialpreis der Jury. Gleichzeitig zog die im Film gezeigte Paraphilie für Autounfälle harsche Kritik und mediale Verrisse nach sich; insbesondere die englischen Boulevardzeitungen «Daily Mail» und «The Evening Standard» forderten das Verbot des Films. «Crash» wurde als «verdorben», «krank» und «Übelkeit erregend» bezeichnet. Der Westminster City Council verbot den Film, was bedeutete, dass «Crash» im Londoner West End Bezirk nicht in den Kinos gespielt werden durfte. Die britische Zensurbehörde BBFC prüfte den Film auf «Obszönitäten», liess Gutachten von Psychologen erstellen, um das Potential von Nachahmungen abzuklären und führte Gespräche mit Opfern von Autounfällen, ob der Film sie psychisch zu sehr aufwühle. Nichts davon stellte sich als Problem heraus, so dass die Prüfstelle den Film ab 18 Jahren freigab. Gleichzeitig rief der Film bei Kritiker*nnen grosses Lob hervor. Der amerikanische Filmkritiker Robert Ebert notierte zu «Crash»: «[It’s] like a porno movie made by a computer: It downloads gigabytes of information about sex, it discovers our love affair with cars, and it combines them in a mistaken algorithm. The result is challenging, courageous and original -a dissection of the mechanics of pornography. I admired it, although I cannot say I ‹liked› it».

Der Film wird eingeführt durch Bernd Herzogenrath, Professor für England- und Amerikastudien an der Goethe-Universität Frankfurt, der eigens dafür nach Baden reist. Zu Herzogenraths Forschungsschwerpunkten gehören Medientheorien, Sound Studies, Körperpolitik und Filmwissenschaft – ideale Voraussetzungen, um diesen Film und seine Skandalisierung in seinem filmhistorischen und philosophischen Kontext einzuordnen.