Sebastiane

Derek Jarman / Paul Humfress | 1976 | 90 Min. | LA/de | ab 18 Jahren
05.11.2015 | Kulturbetrieb Royal, Bahnhofstrasse 39, 5400 Baden | 20.00 Uhr

Der heilige Sebastian war ein Lieblingsmotiv der Renaissancemalerei: ein hübscher Jüngling, halbnackt, von Pfeilen durchlöchert. Die Darstellungen besassen oft stark erotische Züge. Daher verwundert es nicht, dass er zum Entsetzen der Kirche auch das Interesse der Schwulengemeinde auf sich zog und ab dem 19. Jahrhundert zu deren heimlichem Schutzpatron aufstieg.

Aus dieser Begebenheit zimmerte der Regisseur Derek Jarman sein Erstlingswerk. Ein Mix aus Sandalenfilm, Religionskitsch und Homoerotik. Konsequent in Vulgärlatein gedreht, spannt Jarman «Sebastiane» einen Themenbogen der sich von Männerbünden über Hackordnungen zu religiöser Diskriminierung spannt. Dabei liess er die Homosexualität seiner Hauptfigur als unhinterfragte Tatsache einfach stehen und malte diese mit sinnlichen und ikonenhaften Bildern aus, was ihm von kirchlicher Seite viel Kritik einbrachte.

Der Historiker und Religionswissenschaftler Martin Bürgin präsentiert exklusiv für «royalscandalcinema» einen faszinierenden Ausflug in die Beschlagnahme religiöser Symbole durch ausgegrenzte Minderheiten. Nach der Aufführung besteht an der Bar die Möglichkeit zur Diskussion.

Sebastian wird nach einer Orgie von der kaiserlichen Leibgarde in eine kleine Grenzstation des römischen Reiches versetzt. Dort vertrödeln die Soldaten ihre Zeit mit Schwerkampf, Baden und Raufereien. Als bekennender Christ verweigert Sebastian die Kampfesübungen und verliert sich lieber in schwülstigen Gedichten an Gott. Für seine Kameraden Grund genug, um ihn zu quälen und zu schikanieren. Hinzu kommt, dass sich sein Hauptmann Severus heimlich in ihn verliebt und Sebastians Leben als Strafe für die unerwiderte Liebe zur Hölle macht.