Irréversible

Gaspar Noé | 2002 | 97 Min. | FR/de | ab 18 Jahren
28.09.2017 | Kulturbetrieb Royal, Bahnhofstrasse 39, 5400 Baden | 20.00 Uhr

Aus welchem Grund sollte man sich ein Film mit neunminütiger Vergewaltigungs-szene und exzessiver Brutalität zumuten? Eine Frage, die sich auch das Publikum bei der Premiere von «Irréversible» in Cannes stellte. Reihenweise verliessen die Gäste die Vorstellung, einige fielen aufgrund des Gezeigten gar in Ohnmacht. Die Radikalität des Films spaltete die Kritiker darauf in zwei Lager. Während die einen bloss brutalen, unmenschlichen Leerlauf entdeckten, lobten die anderen den Film als tiefgründiges Statement über die menschlichen Abgründe unserer vermeintlich sicheren Zivilisation.

«Irréversible» startet mit der Attitüde eines Überfallkommandos, die das Publikum in den ersten Minuten in einen gewaltigen Strudel zieht, ihm heftige Magenschläge verpasst, bevor sich dieses ansatzweise einen Reim auf die Geschichte machen kann. Erst mit der Zeit enthüllt der rückwärts erzählte Rape-Revenge-Movie im schonungslosen Arthouse-Stil die Hintergründe der Taten seiner «Helden», mit denen man sich aufgrund des abscheulichen Anfang jedoch nie echt identifizieren mag.

Ob sich diese bildgewaltige Zumutung nun lohnt, klärt «royalscandalcinema» zum Saisonauftakt zusammen mit der Berliner Autorin und Filmwissenschaftlerin Susanne Kappesser.

Auf der Suche nach dem Transen-Zuhälter La Ténia stürmen Marcus und Pierre überhitzt die Katakomben des SM-Schwulenclubs «Rectum». Die Szene eskaliert und bald liegt Marcus ausgeliefert, mit gebrochenem Arm am Boden. Mit einem Feuerlöscher drischt Pierre auf den Angreifer ein, bis dessen Gesicht nur noch blutiger Brei ist. Ähnlich heftig wurde Alex – Marcus Freundin – zugerichtet, als La Ténia sie in einer Unterführung brutal vergewaltigt und ins Koma geprügelt hatte. Szene für Szene spult der Film zur Idylle vor dem Rachetrip zurück.