Do the Right Thing

Spike Lee | 1989 | 120 Min. | EN/de
01.11.2018 | Kulturbetrieb Royal, Bahnhofstrasse 39, 5400 Baden | 20:00 Uhr

Kritikerinnen und Kritiker des Films befürchteten, er werde «Rassenunruhen» provozieren, der Regisseur bezeichnete sein Werk als «Apartheidsfilm über die USA». Drei Jahrzehnte vor «BlacKkKlansman» inszenierte Spike Lee mit «Do the Right Thing» eine beklemmende Studie über Gewalt und Rassismus. In einem einleitenden Referat führt Monika Dommann, die mediengeschichtsaffine Professorin für Geschichte der Neuzeit an der Universität Zürich, in die Skandalisierung des Films ein.

Die Szenerie des Films: Eine afroamerikanisch dominierte Nachbarschaft in Brooklyn, New York, an einem der heissesten Tage des Jahres. Leben ins Viertel bringen eine Ein-Mann-Radiostation, der Mini-Markt eines koreanischen Pärchens und Sal’s Pizzeria, das einzige Unternehmen, das von einem Weissen geführt wird. Der Italo-Amerikaner Sal arbeitet dort mit seinen beiden Söhnen, dem intelligenten Vito und dem rassistischen Pino. Als einziger Schwarzer angestellt ist der eher lustlose Austräger Mookie, gespielt durch Spike Lee selbst. Sal ist stolz darauf, dass man ihn in der Umgebung akzeptiert, zelebriert aber auch seine italo-amerikanischen Wurzeln. In der Pizzeria präsentiert er eine «Wall of Fame», die aus Portraits italo-amerikanischer Stars besteht. Als Mookies Freund Buggin’ Out bemerkt, dass in Sal‘s «Wall of Fame» ausschliesslich Weisse abgebildet sind, ruft er zum Boykott der Pizzeria auf. Die Gemüter erhitzen sich, aus Worten werden Taten, es kommt zu Gewalt, die Polizei schreitet brutal ein, die Situation eskaliert.

«Do the Right Thing» ist ein politischer Film, der sich kritisch mit Gentrifizierung, Rassismus und Polizeigewalt auseinandersetzt. Spike Lee wollte damit auf strukturelle Probleme aufmerksam machen, die er als «Apartheid der USA» bezeichnete. Gleichzeitig ging es ihm um eine konkrete politische Intervention: Die Verhinderung einer Wiederwahl des damaligen Bürgermeisters von New York Ed Koch. Koch wurde verantwortlich gemacht für massive Gewaltausschreitungen des Polizeicorps, die – ähnlich wie heute – überwiegend Afroamerikaner*innen betraf. Aufrufe des Radiomoderators, die Bewohner*innen des Viertels sollen sich an den Wahlen beteiligen und Graffitis mit dem Slogan «Dump Koch» («Werft Koch auf den Müll») nehmen darauf Bezug.

Kritiker*innen befürchteten, der Film würde zu mehr Spannungen zwischen Afroamerikanern und Weissen führen und warnten davor, der Film würde das schwarze Publikum zu gewalttätigen Aufruhren anstacheln. Gerade darin sahen wiederum andere das eigentliche Problem: Die Annahme, schwarze Zuschauer*innen würden sich von Gewalttaten im Kino inspirieren lassen, während das bei weissen Zuschauer*innen und weissen Identifikationsfiguren kaum problematisiert würde. Spike Lee meinte dazu: «I don’t remember people saying people were going to come out of theatres killing people after they watched Arnold Schwarzenegger films.»

Inwiefern Gewalt ein legitimes politisches Mittel darstellt, wird in der Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen in den USA seit je kontrovers diskutiert. Die einen plädierten und plädieren für einen pazifistischen Weg in der Tradition von Martin Luther King, die anderen meinen mit Malcolm X, Kings gewaltloser Ansatz führe zu nichts. Gerechtigkeit müsse nicht bei den Weissen erbettelt, sondern erkämpft werden, durch Wahlen oder Kugeln («The ballot or the bullet»). Spike Lee schliesst den Film, indem er erst Martin Luther King, dann Malcolm X zitiert und anschliessend ein Bild zeigt, auf welchem sich die Beiden die Hände schütteln, überlässt die Deutung dieser Montage allerdings dem Publikum

Der Film wird eingeführt durch Monika Dommann, Professorin für Geschichte der Neuzeit an der Universität Zürich. Sie forscht zur Verflechtungsgeschichte der Karibik, Europas und Nordamerikas, zur Geschichte des Marktes, zur Geschichte materieller Kulturen und immaterieller Güter – und hat ein ausgewiesenes Faible für Spielfilme und Popkultur.