Rafiki

Wanuri Kahiu | 2018 | 82 Min. | SW/de
03.11.2022 | Kulturbetrieb Royal, Bahnhofstrasse 39, 5400 Baden | 20.00 Uhr

Skandal im Film und Skandal um den Film: Am 3. November 2022 zeigt «royalscandalcinema» mit «Rafiki» von Wanuri Kahiu einen Film über lesbische Liebe in Kenia. Eingeführt wird er durch die Sozialanthropologin und Filmkennerin Serena O. Dankwa.

«Rafiki» erzählt die Geschichte Kena und Ziki. Zwei Frauen, die sich kennenlernen, verlieben und um ihre Liebe kämpfen müssen, in einem Land, in dem Homosexualität von evangelikalen Predigern und konservativen Politikern bekämpft und von der Justiz geahndet wird. Der Film basiert auf der Kurzgeschichte «Jambula Tree» der ugandischen Schriftstellerin Monica Arac de Nyeko. Eine Geschichte, die mit dem Caine Prize for African Writing ausgezeichnet wurde. Anders als «Jambula Tree» spielt «Rafiki» nicht in Uganda, sondern in Kenia. Das kann aber durchaus symptomatisch gelesen werden: Gesellschaftliche Ächtung aufgrund von Homosexualität ist ein universales Thema.

Der Filmtitel spielt mit dem tabuisierten Umgang von Homosexualität in Kenia. «Rafiki» bedeutet in Swahili schlicht «Freundin» oder «Freund». Wanuri Kahiu erklärt, dass Partner:innen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen häufig als «Freund:in» vorgestellt werden, selbst wenn sie eben mehr sind als schlichte «Freund:innen». Die Regisseurin zeigt aber auch weniger subtile Interaktionen: Evangelikale Prediger, die gegen Homosexualität mobilisieren. Wildfremde Menschen, die gegen Kena und Ziki losziehen.

Gleichzeitig ist «Rafiki» ein wunderschöner Film. Er ist farbenprächtig inszeniert und lustvoll erzählt. Kahiu meint dazu: «Spass ist politisch.» Mit ihrer farbenfrohen lesbischen Liebesgeschichte wolle sie politische Themen auf die Leinwand bringen. Das Publikum soll sich dabei aber auch unterhalten.

Als vielversprechende Filmschaffende sollte Kahiu ursprünglich Fördermittel durch die kenianische Filmförderung erhalten. Aufgrund der angeblichen politischen Brisanz des Films, wurden diese dann aber zurückgehalten. Das verzögerte die Produktion. Schliesslich griffen ihr aber internationale Förderstellen unter die Arme. Uraufgeführt wurde er am 9. Mai 2018 an den Internationalen Filmfestspielen von Cannes, als erster kenianischer Film überhaupt.

Während er international hochgelobt wurde, entschied sich das «Kenya Classification Board» den Film zu verbieten. Die Mitglieder der Zertifizierungsstelle meinten, dass sie durchaus wüssten, dass Homosexualität in Kenia Realität sei. Sie laufe aber den Gesetzen zuwider. Deshalb können sie ein Film, der ein positives Bild von Homosexualität verbreitet, nicht gutheissen.

Kahiu legte Beschwerde gegen das Verbot ein. Der oberste Gerichtshof gab ihr schliesslich recht – und der Film wurde auch in Kenia zum vollen Erfolg.